Newsletter Mai 2019

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Geschäftsfreunde,

im März diesen Jahres war ich wieder persönlich in Paraguay, um mir ein Bild von unseren Bewirtschaftungsflächen zu machen. Im Vordergrund standen diesmal selbstverständlich Maciel und die von der Gal-Wespe geschädigten Bereiche. Neben den Arbeitsfortschritten der Rodung und Wiederaufforstung ging es im weiteren auch um die Wachstumschancen der zunächst als "grün" eingestuften Teilbereiche. Es handelt sich hier um die (im Herbst letzten Jahres) nicht oder wenig befallenen Bäume, die deutliche Zeichen von Wachstum gezeigt hatten. Hier findet seitdem ein regelmäßiges Monitoring statt. Um den Bäumen etwas Zeit zu geben und möglichst aussagekräftige Messergebnisse zu erhalten, wurden jetzt im Mai nochmal umfangreiche Messungen von Stammdicke und Baumhöhe durchgeführt. Nähere Informationen hierzu finden Sie in den folgenden Bereichen.

Im gleichen Zuge haben wir die Entwicklung der Camaldulensis-Bestände untersucht, die zwar nicht von der Gal-Wespe bedroht sind, bei denen wir aber nach wie vor kaum Nachfrage für die Holzart haben.

Äußerst positiv waren meine Eindrücke bei all den anderen Flächen. Bis auf einige dringend anstehende Reinigungsarbeiten und Aufastungen gibt es hier keine gravierende Probleme. Wobei diese fälligen Arbeiten auch in der Regel in der schlechten Befahrbarkeit der Böden aufgrund von Staunässe begründet sind.

Der heutige Newsletter wird sich jedoch vorrangig mit der Entwicklung der Maciel-Fläche befassen.

 

Herzliche Grüße

Bernd Schröder

 

 

1. Fortschritt der Arbeiten auf den Rot/Gelb-Flächen

Laut Zeitplan sollte bis Mai/Juni 2019 (noch vor dem paraguayischem Winter) sowohl die Abholzung und Verarbeitung der befallenen Bäume, sowie die Neubepflanzung abgeschlossen sein.

Wie so oft in den letzten Jahren hat der Wettergott jedoch andere Ideen gehabt. Zwischendurch mussten die Arbeiten oft wochenlang eingestellt werden, weil durch Starkregen die Flächen aufgeweicht und ein Rücken der abgeholzten Bäume unmöglich war. 

Ein weiteres Problem ist der Absatz des Holzes in Form von Feuerholz oder Holzchips. Da in ganz Paraguay viele tausend Hektar von der Gal-Wespe befallen sind, gibt es derzeit ein großes Angebot an Schwachholz und Biomasse. Das macht es schwer, Abnehmer zu adäquaten Preisen zu finden. Teilweise werden sogar bereits geschlossene Abnahmeverträge gebrochen, weil andere Anbieter auftauchen und deutlich unterbieten. Da Biomasse jedoch nach Gewicht abgerechnet wird, sollte man die Stämme nach dem Schnitt nicht zu lange lagern, bevor man sie häckselt. Insofern ist es momentan eine organisatorische Herausforderung unseres Teams in Paraguay, hier einen halbwegs gesunden Mittelweg zwischen Zeitplan - und nicht zu viel Geld zu verlieren zu finden.

Stand 25.05.2019 waren von den 120 betroffenen Hektar 71 komplett gerodet (davon wiederum etwa 70% des Holzes gechipt und verkauft).

Neu bepflanzt wurden hiervon bisher 38 Hektar.

Da man ab Juni /Juli durchaus mal mit dem einen oder anderen Nachtfrost rechnen muss, werden die Pflanzarbeiten voraussichtlich im August/September fortgesetzt, während die Abholzungen und Bodenvorbereitungen währenddessen (natürlich wetterabhängig) weiter gehen.

Hier einige Fotos von den Arbeiten auf den Flächen:

 

2. Entwicklung der als "grün" eingestuften Bereiche

Im Sommer letzten Jahres wurden die betroffenen Bereiche je nach Intensität des Gal-Wespen-Befalls in "rot" (starker Befall mit erheblichen Krankheitserscheinungen) und "gelb" (mittelstarker Befall mit geringen Wachstumsaktivitäten) eingeteilt. Diese Bäume hatten kaum Chancen zu überleben oder nochmal halbwegs normal zu wachsen und mussten entfernt werden.

Etwa 40% (ca. 70 Hektar) der betroffenen GranCam 107 waren nur gering  befallen. Diese Bäume waren meist etwas kräftiger, bildeten viel neues Blattgrün und kämpften sichtlich mit dem Schädling. Diese von uns als "grün" eingestuften Bereiche wurden seit Monaten regelmäßig überprüft. 

Aus dem letzten Prüfbericht geht nun hervor, dass sich die Hoffnung auf gesundes Wachstum auf 19 Hektar leider nicht erfüllt hat. Hier zeigen die Bäume nach wie vor kaum Entwicklung. Weder in der Stammdicke, noch in der Baumhöhe wurden hier wesentliche Veränderungen registriert. Hier sollten die Bäume ebenfalls durch eine schnellwachsende Hybridart ausgewechselt werden. Die betroffenen Kunden werden von uns in den nächsten Wochen informiert.

Die restlichen 50 Hektar granCam "grün" scheinen dem Schädling (nach heutigem Stand) erfolgreich zu trotzen. Wir konnten hier seit der letzten Messung im November (wenn auch etwas vermindert) sowohl Höhen-, wie auch Stammdickenzuwachs feststellen. Allerdings muss auch hier davon ausgegangen werden, dass die erzielte Holzmasse nach 20 Jahren aufgrund dieses Schädlingsbefalls, aber auch wegen der vielen Regenfälle der letzten Jahre unter den prognostizierten Größen liegen wird. 

3. Die Camaldulensis-Flächen

Vermehrt haben wir in den Wachstumsberichten der letzten Jahre und auch in unseren Newslettern über das eingeschränkte Wachstum aufgrund von Staunässe berichtet, verursacht durch seit mehreren Jahren immer wiederkehrende langanhaltende Regenperioden in Paraguay. Heute kann man auf die Bodenbegebenheiten und das Risiko von Staunässe verhältnismäßig gut reagieren, indem man Hybridarten verwendet, die mit diesem "Wasserstress" besser zurechtkommen, wie beispielsweise der Hybrid 101. Vor 10 Jahren gab es diese Klone jedoch noch nicht und man musste sich für Grandis (in höheren Bereichen) oder Camaldulensis (auf tieferen Böden) entscheiden.

Diese alten Eukalyptusarten waren immer recht zuverlässig im Wachstum, leiden jetzt aber ganz besonders unter diesen seit etwa 5 Jahren auftretenden Wetterextremen. Wenn es zu lange zu nass ist, stellen diese Arten ihr Wachstum weitestgehend ein oder werden sogar krank. (Anmerkung: Langjährige Versuche mit verschiedenen nativen Baumarten unter diesen Bedingungen auf den Böden waren gänzlich erfolglos.

Die positive Nachricht: Unsere restlichen 40 Hektar Camaldulensis auf Maciel sind zwar langsamer gewachsen aufgrund der Nässe, sind ansonsten aber gesund.

Ein sehr großes Problem ist hier allerdings der Absatzmarkt. Auch darüber berichten wir seit einigen Jahren regelmäßig: Camaldulensis ist hart und hat eine hohe Dichte - eigentlich recht positive Qualitätseigenschaften. Allerdings neigt es dadurch bei schneller Trocknung auch zum Reißen und beim Verarbeiten zum Splittern. Vor Jahren war das noch kein Problem, da Camaldulensis eine günstige und gute Alternative zum Edelholz darstellte. Seitdem es aber mehr und mehr Hybridstämme am Markt gibt, die leichter zu sägen und einfacher zu Palletten oder Bauholz zu verarbeiten sind, findet man kaum noch Interessenten für Camaldulensis - außer im Bereich Feuerholz oder Biomasse.

Im Endeffekt bedeutet das, auch wenn wir die Wachstumsverluste der letzten Jahre und das an sich langsamere Wachstum dieser Eukalyptusart (gegenüber modernen Hybriden) durch einige Jahre Laufzeitverlängerung kompensieren können, müssen wir (aus heutiger Sicht) langfristig mit deutlichen Einbußen beim Marktpreis gegenüber von Eukalyptus-Hybriden rechnen.

Aus rein wirtschaftlicher Sicht müsste man hier daher ebenfalls eine Umwandlung der Flächen auf schnellwachsende Hybride empfehlen. Da hier rein forstwirtschaftlich jedoch kein Handlungsbedarf besteht, wäre solch eine Umwandlung natürlich rein freiwillig. Wir sind gerade dabei einen Kostenplan unter Berücksichtigung des derzeitigen Holzbestandes zu kalkulieren und werden die entsprechenden Kunden in den nächsten Wochen informieren.